WIE VIEL BEWEGUNG BRAUCHT MEIN HUND?
Eine der Fragen, die sich Hundebesitzer heutzutage am häufigsten stellen, lautet: „Wie viel Bewegung braucht mein Hund?“ Von dem aufregenden Moment, in dem Sie sich dazu entscheiden, einen Hund bei sich zu Hause aufzunehmen, bis weit ins hohe Alter Ihres geliebten Vierbeiners sollte stets das richtige Maß an körperlicher Betätigung berücksichtigt werden. Sind Sie dabei, einen vierbeinigen Gefährten auszuwählen und sich zu fragen, ob verschiedene Rassen tatsächlich einen deutlich unterschiedlichen Bewegungsdrang haben? Die kurze Antwort lautet: Ja, das haben sie. Allerdings sind Hunde auch Individuen, also unterscheiden sich sogar einzelne Tiere derselben Rasse. Ein Hund einer vermeintlich ruhigen Rasse mit geringem Bewegungsdrang mag Sie damit überraschen, wie sehr er das Spielen liebt, während ein Hund einer typischerweise energiegeladenen, aktiven Rasse sich als viel ruhiger entpuppen könnte, als Sie es erwartet haben. Über die Rasse hinaus gilt es, die Lebensweise und den Lebensabschnitt Ihres Hundes zu berücksichtigen. Falls Sie einen Hund haben, der in letzter Zeit deutlich zugenommen hat, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass er sich für seine empfohlene Energiezufuhr nicht genug bewegt. Falls Ihr Hund hingegen nicht so schnell rennen oder gehen zu können scheint wie früher, sollten Sie sich überlegen, ob seine normale Bewegungsroutine nicht zu anstrengend für ihn geworden ist. Und falls Sie einen ermüdend lebhaften Welpen haben, überrascht es Sie vielleicht, dass selbst Welpen sich zu viel bewegen können (obwohl er selbst diese Ansicht nicht zu teilen scheint!). Denken Sie daran, dass sich alle Hunde ganz unabhängig von ihrer Rasse oder der Tatsache, ob sie reinrassig oder Mischlinge, Welpen, ausgewachsene Hunde oder Senioren sind, körperlich betätigen müssen. Und das ist der Fall, wo auch immer Ihr Hund lebt – ob er frei im Garten oder in der Wohnung herumläuft, in der Stadt oder auf dem Land. Entscheidend ist, dass Sie das Maß an Aktivität an seine Fähigkeiten anpassen und sich bei Fragen unbedingt von einem Tierarzt beraten lassen.
DER BESTE FREUND DES MENSCHEN: VOM ARBEITSHUND ZUM GEFÄHRTEN
Manchmal vergessen wir, dass es domestizierte Hunde schon seit Tausenden von Jahren gibt und dass sie weithin als erste, domestizierte Haustierart gelten. Im Laufe der Jahrhunderte sind Hunde gezüchtet worden, um an der Seite des Menschen zu arbeiten, um seine Nutztiere zu hüten und zu beschützen, um bei der Jagd zu helfen, um sich an Such- und Rettungseinsätzen zu beteiligen, um als Wachhunde zu arbeiten oder um uns als Schlittenhunde dabei zu helfen, unter oftmals extrem rauen Bedingungen von A nach B zu kommen.
Dementsprechend haben Hunde Jahrtausende lang ein sehr aktives, körperlich anstrengendes Leben geführt. Heute sind viele Hunde aufgrund unserer zunehmend städtischen, sesshaften Lebensweise Begleittiere, die ihren Tag oft damit verbringen, zu Hause auf die Rückkehr ihres Besitzers zu warten. Falls Ihr Hund, wie so viele unserer vierbeinigen Freunde, kein Arbeitshund mehr ist, sollten Sie bedenken, dass er trotzdem einen natürlichen, biologischen Bedarf nach körperlicher Betätigung hat. Oft reicht schon ein wenig Ermutigung und etwas Begeisterung Ihrerseits, um den natürlichen Bewegungsdrang Ihres Hundes wachzurufen.
HUNDESPORT FÜR JEDE RASSE
Die Bewegungsbedürfnisse Ihres Vierbeiners hängen vor allem von seinem Alter und Gesundheitszustand, seiner Rasse und seinem individuellen Charakter ab. Größe an sich ist nicht unbedingt ein guter Hinweis auf den Bewegungsbedarf eines Hundes. Tatsächlich vermuten viele Menschen, dass kleine Hunde nicht besonders viel Bewegung brauchen. Das wird vor allem für die ganz kleinen Hunde wie den Chihuahua angenommen – aber wenn Sie jemals einen Jack Russell Terrier oder einen West Highland White Terrier in Aktion erlebt haben, werden Sie wissen, dass in kleinen, kompakten Hunden ganz schön viel Energie stecken kann.
So haben Hunde je nach Rasse oder Gruppe (Arbeitshunde, Hütehunde, Zwerg- oder Begleithunde sowie Sport- oder Jagdhunde, um nur einige zu nennen) generell einen höheren oder geringeren Bewegungsbedarf. Die meisten Rassen fallen in eine von vier Kategorien: niedriger, mäßiger, hoher Bewegungsdrang und hyperaktive Hunde. Bedenken Sie allerdings, dass dies allgemeine Richtlinien und keine pauschalen Regeln sind. Unabhängig von seiner Rasse hat jeder Hund einen ganz eigenen Charakter und eigene Neigungen. Daher nehmen Sie am besten nicht einfach an, dass Ihr Zwerghund sich immer mit Ihnen auf dem Sofa entspannen möchte oder dass Ihr Arbeitshund ganz verrückt danach ist, ständig herumzurennen. Versuchen Sie, ein Maß an Aktivität anzubieten, das für seine Bedürfnisse empfohlen wird, und beobachten Sie dann, was ihm besonders Spaß macht und wozu er in der Lage ist. Hier sind einige allgemeine Orientierungshilfen, die Ihnen dabei helfen können.
RUHIGE HUNDE MIT GERINGEREM BEWEGUNGSBEDARF
Maß an Bewegung: ab einer Stunde pro Tag, zum Beispiel Spazierengehen an der Leine und sonstiger leichter Sport. Bedenken Sie, dass sich Ihr Hund zwar mit einem recht geringen Maß an Bewegung wohlzufühlen scheinen kann, Sie aber trotzdem versuchen sollten, seine tägliche körperliche Betätigung schrittweise zu steigern, indem Sie bei Gelegenheit einen zusätzlichen 15-minütigen Spaziergang oder eine Spielpause einbauen.
Einige Beispiele: Bichon Frisé, Cockapoo, Yorkshire Terrier und Zwergpinscher ...
Für Hunde mit geringem Bewegungsbedarf gilt üblicherweise:
- Sie freuen sich über mehrere kurze Spaziergänge pro Tag
- Sie lassen sich gerne auf den Arm nehmen und tragen, wenn sie müde werden
- Sie schlafen liebend gerne
- Sie haben ihre eigenen Vorstellungen, was Training betrifft
- Sie neigen dazu, ein wenig zuzunehmen
- Sie mögen reichlich Streicheleinheiten
- Sie sind sehr entspannt und ruhig
MÄSSIG AKTIVE HUND
Empfohlene Bewegung: 1–3 Stunden pro Tag, zum Beispiel Spielen, Spazieren ohne Leine
Gehören generell eher zu den Gruppen der Terrier.
Einige Beispiele: Airedale Terrier, Scottish Terrier, Cocker Spaniel,...
Für mäßig aktive Hunde gilt üblicherweise:
- Sie gehen gerne mehrmals am Tag länger spazieren, um sich so richtig die Beine zu vertreten
- Sie freuen sich darüber, von der Leine gelassen zu werden und umherstreifen zu können
- Sie schlafen zu Hause ein, nachdem sie sich ausgetobt haben
- Sie lieben es, trainiert zu werden
Sie sind selbstbewusst, aber benehmen sich im Umgang mit Fremden gut
ENERGIEGELADENE, AKTIVE HUNDE
Empfohlene Bewegung: 3–6 Stunden pro Tag, zum Beispiel Laufen, Spielen, Spazieren ohne Leine
Gehören generell eher zu den Gruppen der Arbeits- und Jagdhunde.
Einige Beispiele: Border Collie, Labrador, Golden Retriever, Belgischer Schäferhund, Deutscher Schäferhund ...
Für hochaktive Hunde gilt üblicherweise:
- Sie gehen noch lieber spazieren als Sie, vorzugsweise dort, wo sie frei laufen können
- Sie sind immer startklar
- Sie sind auch zu Hause aktiv, selbst nach reichlich Bewegung
- Sie laufen manchmal davon, wenn sie von der Leine gelassen werden
- Sie sind zu mehr Bewegung in der Lage als ihre Besitzer
- Sie verlieren nie das Interesse am Spielen
- Sie sind eher leicht untergewichtig
- Sie können ein bisschen überschwänglich sein, wenn sie neue Leute treffen
SEHR HOCHAKTIVE HUNDE
Manche der sogenannt sehr hochaktiven Hunde sind zu Sport und Aktivitäten unter extremen Bedingungen fähig. Zum Beispiel Schlittenhunde sind für Langstreckenarbeit gemacht und können manchmal Hunderte von Kilometern bei sehr niedrigen Temperaturen zurücklegen. Diese ziemlich besonderen Hunde benötigen sowohl für ihr körperliches als auch ihr mentales Wohlbefinden sehr viel Bewegung.
Gehören generell eher zur Gruppe der Arbeitshunde.
Einige Beispiele: Sibirischer Husky, Kanadischer Eskimohund ...
Für hochaktive Hunde gilt üblicherweise:
- Sie haben unglaubliche Ausdauer
- Sie brauchen reichlich mentale Anregung
- Sie können gar nicht genug Bewegung bekommen
DIE VORTEILE VON BEWEGUNG FÜR IHREN HUND
Um das Idealgewicht und das körperliche Wohlbefinden Ihres Hundes zu erhalten, aber auch für sein geistiges Wohlbefinden und seine Zufriedenheit ist es unverzichtbar, dass er sich regelmäßig genug bewegt. Hunde müssen wie Menschen auch Energie abbauen können, die sich im Laufe des Tages aufgestaut hat – insbesondere, wenn sie viel Zeit im Haus oder alleine zu Hause verbringen. Bewegung ist entscheidend dafür, um diese Energie abzubauen, regt gleichzeitig die geistigen Fähigkeiten Ihres Hundes an und verhindert, dass ihm langweilig wird.
Verschiedene Sport- und Spielarten sind auch wichtig, um Ihrem Hund und insbesondere bestimmten Rassen die Gelegenheit zu geben, instinktives Verhalten wie Schwimmen, Aufspüren und Apportieren auszuleben oder seine stark ausgeprägten Sinne wie Geruchssinn, Sehvermögen und Gehör zu nutzen. Körperliche Betätigung erlaubt Ihrem Hund außerdem, sich aktiv mit anderen Hunden, Menschen und mit seiner natürlichen Umgebung auseinanderzusetzen, was ihn lebenslange Sozialkompetenz lehrt.
GESUNDHEITSPROBLEME UND BEWEGUNG
Nicht jede körperliche Betätigung ist für jede Hunderasse geeignet. Zum Beispiel haben brachyzephale Hunde mit flachen, breiten Schädeln oder verkürzten Köpfen, die ihre Gesichter flach erscheinen lassen (u. a. der Cavalier King Charles Spaniel, der Mops oder der Shih Tzu), oft Atemprobleme, die sie von intensiver Bewegung abhalten. Außerdem können sie zu Überhitzen neigen, was gefährlich sein kann. Bestimmte Hunderassen sind auch anfällig für Arthritis oder Gelenkentzündungen. Warnzeichen, auf die es zu achten gilt, sind Hinken, vor allem nach dem Aufstehen, Lahmheit und das Vermeiden von Bewegung. Zu diesen Rassen zählen Deutsche Doggen sowie einige der normalerweise energiegeladenen Hunde wie Deutsche Schäferhunde oder Labradore. Falls Ihr Hund Arthritis hat, wird natürlich nicht empfohlen, ihn einen Sport ausüben zu lassen, der viele Sprünge erfordert. In jedem Fall wird empfohlen, Ihren Hund zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zum Tierarzt zu bringen. Der Arzt wird mögliche Gesundheitsprobleme Ihres Hundes erkennen und Sie im Hinblick auf das für ihn am besten geeignete Sportprogramm beraten können.
JEDEM TIERCHEN SEIN PLÄSIERCHEN
Denken Sie daran, beim Sport abgesehen vom Alter, dem Gesundheitszustand insgesamt oder der Rasse Ihres Hundes auch seinen individuellen Charakter und seine Neigung zu berücksichtigen. Wenn Ihr Hund also wild entschlossen scheint, jeden Tag Ihre Kinder auf dem Weg zur Schule zu hüten, sollten Sie vielleicht darüber nachdenken, ihn für einen Hundesport anzumelden, wo er das öfter machen kann. Oder falls er immer schnurstracks auf das nächstgelegene Gewässer zustürzt (zum Beispiel den Zierfischteich Ihrer Nachbarn), dann ist es vielleicht an der Zeit, mit ihm Stehpaddeln oder Dock Diving auszuprobieren. Tatsächlich könnte es eine gute Idee sein, zunächst eine breite Vielfalt von Aktivitäten mit Ihrem Kumpel auszuprobieren und zu beobachten, welche ihm am besten zu gefallen scheint. Wer weiß? Vielleicht entdecken Sie beide, dass er gar nicht genug von Agility oder Discdogging bekommen kann, und vielleicht stellen Sie sogar fest, dass Sie es selbst auch lieben! Und denken Sie daran: Am wichtigsten ist es, den Rhythmus Ihres Hundes zu respektieren und Ihnen beiden den Spaß zu erhalten!
Vergessen Sie nicht, dass es bei der Wahl eines Hundes sehr wichtig ist, sich zu überlegen, ob er einen höheren oder niedrigeren Bewegungsbedarf hat und ob Ihr eigener Lebensstil diesem Bedarf gerecht werden kann. Falls Sie vom sportlichen Typ sind, der sich nichts dabei denkt, einen Berg hinaufzusteigen und im Anschluss „zum Abkühlen“ eine entspannte Runde zu schwimmen, sollten Sie sich möglicherweise für einen munteren, energiegeladenen Hund entscheiden, der Ihren aktiven Lebensstil mit höherer Wahrscheinlichkeit genießen wird. Falls Sie allerdings einen ruhigen Bummel um den Pudding vorziehen und immer noch nicht dazu gekommen sind, diese neuen Laufschuhe auszuprobieren, die Sie sich letztes Jahr gekauft haben, dann ist es wahrscheinlich besser, sich für einen Hund mit geringerem Bewegungsdrang zu entscheiden.